"Die Arbeit war mein Leben"
"Arbeit war mein Leben. So betitelt der heute über 80-jährige Autor Helmut Fetting seine Biografie. Es ist wahrlich ein abenteuerliches Leben. Begann doch seine "Lebens-Karriere" einen Weg einzuschlagen, den er anfangs überhaupt nicht wollte. Er liebte (und liebt) den Gesang, die Oper, klassische und schöngeistige Musik. Er dachte ernsthaft daran, Opernsänger zu werden und Musik zu studieren. Aber es kam eben anders als er sich das vorstellte. Er sollte nach dem Willen seines Großvaters eben einen "anständigen Beruf" erlernen und dessen Nachfolge als Unternehmer antreten. Und so nahm sein Lebensweg eine Richtung, die ihm zwar nicht den "Ruhm und Beifall" eines Bühnenkünstlers einbrachte, jedoch verschaffte er sich mit seiner exzellenten Karriere Respekt und höchste Anerkennung. Er wurde geboren in einer Zeit, die ihn das Ende des Krieges als "Kanonenfutter" für Hitlers Endsieg erleben lies. Die Kriegserlebnisse haben sich fest eingebrannt in sein Gedächtnis. Aber auch interessant zu lesen, dass es selbst in diesen grausam-braunen Zeiten Menschen in seinem Umfeld gegeben hat, die ihm mit gesunden Menschenverstand begegneten und überhaupt nicht in das Raster des an den "Endsieg glaubenden Deutschen" passten. Erkenntnisreich auch seine Ausführungen zum Thema: Schulbildung, Ausbildung und Qualifizierung. Seinem Motto – "Wissen führet zum Erfolg" ist er immer treu geblieben. Er gibt ein Vorbild für den aktuellen Bildungs-Slogan "Lebenslanges-lernen". Er zeigt, wie es gemacht wird und was es im Leben bringt, wenn man Wissen richtig anwendet. Er hat Bücher nicht verachtet, hat gelernt und fleißig gearbeitet!
Was macht das Buch noch so interessant?
Wir lernen eine Person kennen, der immer daran gelegen war (und ist) ehrlich und aufrichtig durchs Leben zu marschieren – auch wenn es offensichtlich nicht immer leicht zu bewerkstelligen gewesen ist. Ein Diebstahl im Unternehmen war dann auch so gar nicht in seinem Sinne und beeinträchtigt sein "Gemüt" bis heute. Er gehört der "Gründergeneration" der Bundesrepublik an und ist wohl auch einer jener Unternehmerpersönlichkeiten, die das deutsche "Wirtschaftswunder" mit auf den Weg gebracht haben. Herausragend eben auch seine Leistungen als Unternehmer. Ein kühler Rechner, der "Jedes Gramm Material", "Jede Minute Arbeitszeit" in betriebswirtschaftlichen und unternehmerischen Erfolg zu verwandeln wusste. Genauigkeit, Präzision und Qualität waren das Siegel seiner Arbeit. Geschäftspartner konnten sich auf sein Wort verlassen. Er hat es verstanden, die Betriebsbelegschaften auf diesen Weg mitzunehmen. Er gibt wohl das "Idealbild" eines Mittelständlers ab, von dem in der heutigen Medienwelt kaum noch etwas wahrzunehmen ist. Und bei aller Wichtigkeit von "Gewinne machen" hat er es auch immer verstanden, die Interessen seiner Belegschaften zu berücksichtigen. Er wusste, wie man den Frieden im Unternehmen aufrecht erhält und ein gutes Arbeitsklima auf die Beine stellt. Mit über 60 Lebensjahren, wo der Großteil seiner Altersgenossen ans "Aufhören" oder an die Rente zu denken beginnt, startete er im Auftrag der Treuhand sein unternehmerisches Abenteuer "Aufbau Ost" in Suhl / Thüringen. Auch hier ließ er keine Zweifel aufkommen – was er anpackte wurde in unternehmerischen Erfolg umgesetzt. Der Leser erhält einen guten Einblick in ein entbehrungsreiches aber auch erfolgreiches Unternehmerleben. Er bekommt Kenntnis darüber, dass im Leben des Autors "der Betrieb und seine Mitarbeiter" einen höheren Stellenwert hatten wie Belange der eigenen Familie. Sie lernen Entscheidungen des Autors kennen, die ihm mehr als nur den Respekt seiner Belegschaft eingebracht haben.
Staat und Gesellschaft ehrten ihn 2003 mit der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes.
Wenn es so etwas gibt wie: "Edler Unternehmer-Adel", wäre er ein klassischer Vertreter. Eine Biografie, von der wir nicht genug haben können und von der man sich wünscht, dass sie zahlreiche Nachahmer findet.
Fazit: Lesenswert!"
Ernst Haberland,
Dezember 2014